Zwölf Artikel der Bauernschaft
Dye grundtlichen vnd rechten haupt artickel, aller baurschafft vnnd hyndersessen der gaistlichen vnd weltlichen oberkayten, von wölchen sy sich beschwert vermainen.
Dem christlichen leeser fryd vnnd gnad gottes durch Christum.
Es seyn vil wider christen, die yetzund von wegen der versammleten baurschafft das euangelion zů schmehen vrsach nehmen, sagent, das seyn die frücht des newen euangelions? Nyemant gehorsam seyn, an allen ortten sich empor heben vnd auff pömen, mit grossem gewalt zůhauff lauffen vnd sich rotten, gaistlich vnnd weltliche oberkaiten zůreformieren, außzůreytten, ja villeücht gar zů erschlagen? Allen disen gotlosen freuenlichen vrtailern antwurten diese nachgeschribne artickel, Am ersten das sye dise schmach des wort gotes auffheben, zům andern die vngehorsamikait, ja die empörung aller bauren christenlich endtschuldigen. Zům ersten, ist das euangelion nit ain vrsach der empörungen oder auffrůren, dye weyl es ain rede ist, von Christo, dem verhaissne Messia, welchs wort vnd leben nichts dann liebe, fride, geduldt vnd ainigkaiten lernet. Also das alle die in disen Christum glauben, lieplich, fridlich, gedultig vnd ainig werden. So dann der grund aller artickel der bawren (wie dann klar gesehen wirt), das euangelion zůhören vnd dem gemeß zů leben, dahin gericht ist. Wie mügen dann die widerchristen das ewangelion ain ursach der embörung vnd des vngehorsams nennen? Das aber ettlich widerchristen vnd feynd deß euangelij wider sölliche anmůttung vnd begerung sich lonen vnd auffbömen, ist das euangelion nit vrsach, sonder der teüfel, der schedlichst feynd deß ewangelij, der solches durch den vnglauben in den seynen erweckt. Hye mitte das, das wort gotes (liebe, fryd, vnd ainigkait lernent) vndergetruckt vnd wegkgenommen wurde. Zům andern dann klar lauter volget, das dye bawren in jren artickeln solches euangelion zůr leer vnd leben begerendt, nit mügen vngehorsam, auffrürisch genennt werden. Ob aber got die pauren (nach seynem wort zů leben ängstlich růffent) erhören will, wer will den willen gotes tadlen? Wer will in sein gericht greyffen? Ja wer will seiner mayestet wyderstreben? Hat er die kinder Israhel, zů jm schreyendt, erhöret vnd auß der hand pharaonis erlediget? Mag er nit noch heut die seynen erretten? Ja, er wirts erretten! Vnd in ainer kürtz! Derhalben christlicher leser, solliche nachvolgendt artickel lyse mit fleyß, vnd nach mals vrtail.
Der erst artickel. Zum ersten ist vnser diemüttig bytt vnd beger, auch vnser aller will vnd maynung, das wir nun fürohin gewalt vnd macht wöllen haben, ain gantze gemain sol ain pfarer selbs erwölen vnd kyesen. Auch gewalt haben, den selbigen wider zůentsetzen, wann er sich vngepürlich hieldt. Der selbig erwölt pfarrer soll vns das hailig euangeli lauter vnd klar predigen one allen menschlichen zůsatz, leer vnd gebot, dann vns den waren glauben stetz verkündigen, geyt vns ain vrsach got vnd sein gnad zů bitten, vnns den selbygen waren glawben einbylden vnd in vns bestetten. Dann wann seyn genad in vnß nit eingepyldet wirdt, so bleyben wir stetz fleysch vnd blůt, das dann nichts nutz ist, wie klärlich in der geschrifft stat, das wir allain durch den waren glauben zů got kommen kinden, vnd allain durch seyn barmhertzigkait sälig müssen werden. Darumb ist vns ain söllicher vorgeer vnd pfarrer von nötten, vnd in dieser gestalt in der geschrifft gegrindt.
Der ander artickel. Zům andern, nach dem der recht zehat auff gesetzt ist im alten testament vnd im neuen als erfüldt, nichts destminder wöllen wir den rechten korn zehat gern geben, doch wie sich gebürt. Dem nach man sol in got geben vnd den seynen mitaylen, gebürt es ainem pfarrer, so klar das wort gots verkindt. Seyen wir des willen hinfüro disen zehat vnser kirch bröpst, so dan ain gemain setzt, sollen einsemlen vnd eynnemen, daruon ainem pfarrer, so von ainer gantzen gemain erwölt wirt, seyn zymlich gnůgsam auffenthalt geben, jm vnd den seynen, nach erkantnus ainer gantzen gmain. Vnnd was über bleybt sol man (armen dürfftigen, so im selben dorff verhanden seynd) mittailen, nach gestalt der sach vnd erkantnus ainer gemain. Was über bleybt, soll man behaltten, ob man raysen müßt von lands not wegen. Darmit man kain landts steüer dürff auff den armen man legen, sol manß von disem überschuß außrichten. Auch ob sach were, daz ains oder mer dörffer weren, die den zehenden selbs verkaufft hettent auß ettlicher not halben, die selbigen so darumb zů zaigen, in der gestalt haben von aynem gantzen dorff, der sol es nit entgelten, sonder wir wellen vns zymmlicher weyß nach gestalt und sach mit im vergleychen, jm sollichs wider mit zymlicher zyl vnd zeyt ablassen. Aber wer von kainem dorff sollichs erkaufft hat vnd jre forfaren jnen selbs solchs zůgeaygent haben, wöllen vnd solen vnd seynd jnen nichts weyters schuldig zůgeben, alain wie obstat vnsern erwölten pfarrer darmit zů vnderhalten, nachmalen ablesen oder den dürfftigen mittailen, wie die hailig geschryfft innhölt, sy seyen gaistlich oder welttlich. Den klaynen zehat wöllen wir gar nit geben. Dann got der herr das vich frey dem menschen beschaffen, das wir für ain vnzymlichen zehat schetzen, den die menschen erdicht haben. Darumb wöllen wir jn nit weytter geben.
Der drit artickel. Zům dritten ist der brauch byßher gewesen, das man vns für jr aigen leüt gehalten haben, wölchs zů erbarmen ist, angesehen, das vns Christus all mitt seynem kostparlichen plütvergüssen erlößt vnnd erkaufft hat, Den hyrtten gleych alls wol alls den höchsten, kain außgenommen. Darumb erfindt sich mit der geschryfft, das wir frey seyen vnd wöllen sein. Nit das wir gar frey wöllen seyn, kain oberkait haben wellen. Lernet vnß gott nit, wir sollen in gepotten leben, nit yn freyem fleyschlichen můtwilen, sonder got lieben, jn als vnserrn herren jn vnsern nechsten erkennen, vnnd alles das, so wyr auch gern hetten, das vnns got am nachtmal gepotten hat zů ainer letz. Darumb sollen wir nach seinem gepot leben. Zaigt vnd weißt vns diß gepot nit an, das wir der oberkkait nit korsam seyen? Nit allain der oberkait, sunder wir sollen vns gegen jederman diemütigen, das wir auch geren gegen vnser erwelten vnd gesetzten oberkayt (so vns von got gesetzt) jn allen zimlichen vnd christlichen sachen geren gehorsam sein. Seyen auch onzweyfel, jr werdendt vnß der aigenschafft als war vnnd recht christen geren endtlassen oder vns jm euangeli des berichten, das wirß seyen.
Der viert artickel. Zum vierten ist bißher jm brauch gewesen, daß kayn armer man nit gewalt gehabt hatt, das willpret, gefigel oder fisch jn fliessenden wasser nit zů fachen zů gelassen werden, welchs vns gantz vnzymlich vnd vnbrüderlich dunckt, sunder aigennützig vnd dem wort gotz nit gemeß sein. Auch in etlichen ortern die oberkait vns das gewild zů trutz vnd mechtigem schaden haben, wil vns das vnser (so got dem menschen zů nutz wachsen hat lassen) die vnuernüfftigen thyer zů vnutz verfretzen mütwiligklich (leyden müssen) dar zů stillschweigen, das wider gott vnd dem nechsten ist, Wann als gott der herr den menschen erschůff, hat er jm gewalt geben vber alle thier, vber den fogel im lufft vnd vber den fisch jm wasser. Darumb ist vnser begeren, wann ainer wasser hette, das ers mit gnůgsamer schriff beweysen mag, das man das wasser vnwyssenlych also erkaufft hette, begeren wir jms nit mit gewalt zů nemen. Sunder man müst ain christlich eynsechen darynnen haben von wegen brůderlicher lieb, aber wer nit gnügsam anzaigen darumb kann thon, solß ainer gemayn zymlicher weyß mittailen.
Der funfft artickel. Zum fünfften seyen wir auch beschwert der beholtzung halb. Dann vnsere herschafften habend jnenn die höltzer alle allain geaignet, vnd wann der arm man was bedarff, můß ers vmb zway geldt kauffen. Ist vnnser maynung: Was für höltzer seyen, es habens geistlich oder weltlich, jnnen, die es nit erkaufft haben, sollen ayner gantzen gemain wider anhaim fallen, vnd ainer gemayn zimlicher weiß frey sein, aim yetlichen sein noturfft jnß hauß zů brenen vmb sunst lassen nehmen, auch wann von nöten sein wurde zů zymmern auch vmb sunst nemen, doch mit wissen der, so von der gemain darzů erwelt werden. So aber kains verhanden wer, dann das, so redlich erkaufft ist wordenn, sol man sich mit den selbigen briederlich vnd christelich vergleichen. Wann aber das gůt am anfang auß inen selbs geaygnet wer worden vnd nachmals verkaufft worden, sol man sich vergleichen nach gestalt der sach vnd erkantnuß briederlicher lieb vnd heiliger geschrifft.
Der sechst artickel. Zům sechsten ist vnser hart beschwerung der dyenst halben, wölche von tag zů tag gemert werden vnd teglich zů nemen, begeren wir, das man ain zimlich ein sechen darein thü, vnß der massen nit so hart beschweren, sonder vns gnedig hier jnnen ansechen, wie vnser eltern gedient haben, allain nach laut des wort gots.
Der sybent artickel. Züm sibenden, das wir hinfüro vns ain herschafft nit weyter wölle lassen beschweren, sonder wieß ain herschafft zymlicher weiß aim verleycht, also sol erß besitzen laut der verainigung des herren vnd bauren. Der herr soll jn nit weiter zwyngen noch dryngen, mer dyenst noch anders vom jm vmb sunst begeren, darmit der baur solych gůtt onbeschwert, also rüeblich brauchen vnd niessen müg. Ob aber des herren dienst von nötten weren, sol jm der baur willig vnd gehorsam für ander sein, doch zü stund vnd zeyt, das dem bauren nit zů nachtail dyen, vnnd jme vmb aynen zymlichen pffenning denn thůn.
Der achtet artickel. Zům achten sey wir beschwert, vnd der vil, so güter jnnen haben, das die selbigen güter die gült nit ertragen kinden vnd die bauren das jr darauff einbiessen vnd verderben, das die herschafft dieselbigen güter, erber leüe besichtigen lassen vnd nach der billikayt ain gylt erschöpff, damit der baur sein arbait nit vmb sunst thye, dann ain yetlicher tagwercker ist seyns lons wirdig.
Der neundt artickel. Zům neünten seyen wyr beschwertt der grossen frefel, so man stetz new satzung macht, nit das man vnß strafft nach gestalt der sach, sunder zů zeyten auß grossem neyd vnd zů zeytten auß grossem gunst. Ist vnser maynung, vns bey alter geschribner straff straffen, darnach die sach gehandelt ist, vnd nit nach gunst.
Der zehent artickel. Zům zehenden sey wir beschwert, das etlich haben jnen zügeaignet wisen, der gleichen ecker, die dann ainer gemain zů geherendt. Dieselbigen werden wir wider zü vnsern gemainen handen nehmen, es sey dann sach, das mans redlich erkaufft hab. Wann mans aber vnbillycher weyß erkaufft het, sol man sich gütlich vnnd briederlich mit ainander vergleychen nach gestalt der sach.
Der aylfft artickel. Zům ailften wellen wir den brauch genant den todt fall gantz vnd gar abthün haben. Den nimmer leiden noch gestatten, das man witwen, waisen das jr wider got vnd eeren, also schentlich nemen, berauben sol, wie es an vil ortten (menigerlay gestalt) geschehen ist, vnd von den, so sy besitzen vnd beschirmen solten, hand sy vns geschunden vnnd geschaben, vnd wann sy wenig fůg hettendt gehabt, hettendt diß gar genomen, das got nit mer leiden wyl, sunder sol gantz absein, kain mensch nichts hinfiro schuldig sein zů geben, weder wenig noch vyl.
Beschluss. Zům zwelften ist vnser beschluß vnd endtlyche maynung, wann ainer oder mer artickel, alhie gesteldt (so dem wort gotes nit gemeß) weren, als wir dann nit vermainen, die selbigen artickel wol man vns mit dem wort gots für vnzimlich anzaigen, wolt wyr daruon abston, wann mans vns mit grundt der schrifft erklert. Ob man vns schon etlich artickel yetz zů lyeß vnd hernach sich befendt, das vnrecht weren, sollen sy von stund an todt vnd absein, nichts mer gelten. Dergleichen ob sich in der schrifft mit der warhait mer artickel erfunden, die wider got vnd beschwernus der nächsten weren, wöll wir vnns auch vorbehalten vnnd beschlossen haben vnnd vns in aller christlicher leer yeben vnd brauchen. Darumb wir gott den herren bitten wöllen, der vns das selbig geben kan vnnd sunst nyemant. Der frid Christi sey mit vns allen.